Grundsatzentscheidung: geräumiger Kastenwagen oder kompakter Bus
Bevor du nach einem bestimmten Fahrzeugmodell Ausschau hältst, musst du dich zwischen Kastenwagen und kompaktem Bus entscheiden. Während die großen Vans mehr Stehhöhe und sogar Platz für ein Badezimmer bieten, punkten die kompakten Busse mit mehr Alltagstauglichkeit. Außerdem sind zahlreiche Kompaktbusse wahlweise auch mit Benzinmotor erhältlich.
Die Unterschiede in Sachen Wohnkomfort machen sich spätestens bei einem Campingausflug im Dauerregen bemerkbar. Während du im geräumigen Kastenwagen Bett und Sitzgruppe unabhängig voneinander nutzen kannst, erfordert die multifunktionale Sitzbank im kleinen Bus zunächst einige Umbauarbeiten. Möchtest du hauptsächlich in der warmen Jahreszeit verreisen, ist die räumliche Einschränkung im kompakten Bus nicht gravierend. Zusätzlichen Wohnraum kannst du zudem mit einem Vor- oder Heckzelt schaffen. Planst du auch regelmäßige Urlaube im Winter ein, erweist sich ein geräumiger Kastenwagen als die bessere Wahl.
Der kompakte Van überzeugt Camper mit seinem alltagstauglichen Handling. Gewöhnliche Parkplätze sind in der Regel groß genug für den Campingbus. Auch hinsichtlich ihrer fahrerischen Qualitäten unterscheiden sich VW Bus und Co. kaum vom herkömmlichen Pkw.
Kastenwagen
durchgehende Stehhöhe
mehr Bewegungsfreiraum
abgetrenntes Badezimmer möglich
mehr Stauraum
Abmessungen erschweren Parkplatzsuche
Basis meistens ein Nutzfahrzeug mit geringer Komfortausstattung
kompakter Bus
Stehhöhe nur begrenzt möglich
Wohnraum auf ein Minimum begrenzt
Mobiltoilette und Waschbecken nicht in abgetrenntem Raum untergebracht
Sperrige Gegenstände müssen auf dem Dach transportiert werden
Handling ähnlich wie beim Pkw, auch Fahrt in Parkhäuser möglich
Ausstattung auf Pkw-Niveau
Maßangaben: der LH-Standard
Kastenwagen und Campingbusse gibt es in verschiedenen Abmessungen. Oftmals unterscheiden sich die Maße auch innerhalb eines Modells. So gibt es den Fiat Ducato oder auch den Ford Transit sowohl mit kurzem als auch langem Radstand. Auch die Höhe variiert je nach Ausführung. Zur Größeneinordnung hat sich die Kategorisierung in L (Länge) und H (Höhe) eingebürgert.
Beispiel: den Fiat Ducato Kastenwagen gibt es in vier unterschiedlichen Längen und drei verschiedenen Höhen. Stößt du bei der Fahrzeugrecherche auf einen Fiat Ducato L2H3, entspricht das der zweitlängsten und dritthöchsten Ausführung (in diesem Fall 5413 Millimeter Länge und 2760 Millimeter Höhe). Dank der LH-Einstufung kannst du die Dimensionen des Fahrzeugs abschätzen, ohne die genauen Maße kennen zu müssen. Umso höher die Zahl, umso länger oder höher ist der Bus.
Info: ab H2 kannst du davon ausgehen, dass der Campingbus Stehhöhe bietet.
Wichtige Eigenschaften: darauf kommt es beim Selbstausbau-Van an
Nicht jeder Bus eignet sich für den Selbstausbau. Unabhängig von Marke und Modell solltest du folgende Eigenschaften bei der Auswahl des Vans berücksichtigen.
- Gerade Wände erleichtern den Ausbau. Bei manchen Kastenwagen, darunter ältere Baujahre des Ford Transit, verjüngen sich die Wände nach oben hin. Dadurch fällt die Fahrzeugbreite in Dachnähe niedriger aus als am Boden. Für die Raumnutzung, insbesondere den Möbelbau, sind möglichst senkrechte Wände von Vorteil.
- Fenster und Dachluken lassen sich zwar auch nachträglich noch einbauen, du sparst dir jedoch Arbeit und Geld, wenn der Van von vornherein mit ausreichend Fensterfläche ausgestattet ist. Es gibt tatsächlich einige Handwerkerfahrzeuge, die im hinteren Teil nur mit einer Blechhülle verkleidet sind.
- Hubdach oder feststehendes Hochdach? Diese Entscheidung solltest du im Voraus treffen. Zwar lässt sich ein Hubdach auch nachträglich einbauen, die dafür anfallenden Kosten von zum Teil über 5.000 Euro können das geplante Budget jedoch schnell sprengen.
Van ist nicht gleich Van: verschiedene Modellvarianten als Basis möglich
Kleinbusse und Transporter gibt es oftmals in verschiedenen Ausstattungsvarianten. Volkswagen zum Beispiel bietet den VW Bus in den Modellvarianten Caravelle, Multivan, California und Transporter an. Diese unterscheiden sich vorwiegend durch die Ausstattung, es gibt aber auch Abweichungen hinsichtlich der Maße.
Den California kannst du für den Selbstausbau vernachlässigen, schließlich handelt es sich bei dieser Ausführung bereits um einen campingtauglichen Kleinbus.
Der wesentliche Unterschied zwischen Multivan und Caravelle befindet sich im Bereich der Sitze. Während diese beim Caravelle fest am Boden verankert sind, lassen sich die Sitze im Multivan auf einer Schiene verschieben. Diese Eigenschaft ist ein klarer Pluspunkt für den Multivan, da sich der Innenraum flexibler nutzen lässt.
Der VW Transporter bietet die schlichteste Ausstattung, aber auch den günstigsten Neupreis (T6 ab 37.604 Euro). Er ist für den gewerblichen Bereich gemacht und dient in der Variante Kombi dazu, Arbeiter zur Baustelle zu befördern. Für diesen Zweck muss die Komfortausstattung nicht so umfangreich ausfallen wie bei Caravelle und Multivan, die gerne von Familien auf der Langstrecke gefahren werden. Interessant für Selbstausbauer, die ein festes GfK-Dach bevorzugen, ist die Ausführung mit Hochdach. Übrigens gib es den VW Transporter auch als fensterlosen Kastenwagen. Bei diesem Bus müsstest du weitere Fenster in Eigenregie nachrüsten.
Campingbusse für den Selbstausbau: diese Modelle kommen in Frage
Die folgenden Vans eignen sich gut für den Selbstausbau. Bei dieser Zusammenstellung handelt es sich um eine Auswahl besonders beliebter Busse. Eine vollständige Auflistung würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen.
VW Bus / Transporter
Der VW Bus ist der Inbegriff des Campingbusses. Sieben Generationen gibt es inzwischen von dem beliebten Kleintransporter. Besonderer Vorteil gegenüber der Konkurrenz: dank seiner Höhe von knapp unter zwei Metern passt der VW Bus in die meisten Garagen und Parkhäuser.
Für Selbstausbauer eignen sich alle Generationen ab dem T3 mit Baujahr ab 1983 (da wurde der wassergekühlte Boxermotor mit 90 PS eingeführt). Aufgrund des Kultstatus und der oftmals bereits vorhandenen Oldtimerzulassung bewegen sich die Preise für ordentliche Exemplare des T3 selten unter 20.000 Euro. Günstiger wird es mit dem ab den 1990er gebauten T4: gut erhaltene Fahrzeuge kannst du schon für rund 10.000 Euro ergattern.
Opel Vivaro / Renault Trafic / Nissan Primastar / Fiat Talento
Viele Namen, eine Basis: dieser Kleinbus ist eine Gemeinschaftsproduktion von Opel, Renault, Nissan und Fiat. Alle Ausführungen sind sowohl als Benziner als auch Diesel erhältlich. Beim Kauf lohnt es sich, einen Blick auf die Modelle ab Baujahr 2006 zu werfen. Denn in diesem Jahr wurde die Motorenpalette modernisiert und die Abgasnorm von Euro 3 auf Euro 4 erhöht. Während Opel Vivaro, Renault Trafic und Fiat Talento aktuell noch gebaut werden, hat Nissan die Produktion des Primastar 2016 eingestellt und den Kleinbus durch den NV300 ersetzt.
Mitsubishi L300
Mit nur vier Metern Länge und weniger als 1,7 Meter Breite, ist der Mitsubishi L300 ein echter Zwerg unter den Campingbussen. Dennoch – oder gerade deswegen – hat der 1998 eingestellte Japaner auch heute noch eine treue Fangemeinde. Bei seiner Markteinführung 1980 sorgte der L300 einem modernen wassergekühlten Frontmotor für Aufmerksamkeit. Zu dieser Zeit besaß der VW Bus noch einen im Heck platzierten luftgekühlten Boxermotor. Einen gut erhaltenen Mitsubishi L300 erhältst du ab 10.000 Euro.
Fiat Ducato / Renault Master / Citroen Jumper / Opel Movano / Peugeot Boxer
Unter den großen Campingbussen ist der Fiat Ducato die bekannteste Basis. Dass der Italiener noch baugleiche Schwestermodelle aus Frankreich und Deutschland hat, gerät dabei manchmal in den Hintergrund. Die aktuelle Modellgeneration, der Typ 250, wird bereits seit 2006 gebaut. Damit sind Ersatzteile auch für ältere Fahrzeuge noch in großen Mengen vorhanden. Warum ist der Fiat Ducato als Wohnmobil so beliebt?
Den Grundstein für den Erfolg legte Fiat mit der Markteinführung der ersten Modellgeneration 1982. Der Ur-Ducato brachte damals einige technische Neuerungen mit, die den Bereich der leichten Nutzfahrzeuge revolutionierten. Außerdem ist der Ducato verhältnismäßig leicht im Vergleich zu VW Crafter und Mercedes Sprinter.
Mercedes Sprinter
Der Sprinter ist in zahlreichen Ausführungen mit Gesamtgewichten von 3 bis 5 Tonnen erhältlich. Mit langem Radstand bringt es der Sprinter sogar auf eine Länge von über sieben Metern. Typisch für den Kastenwagen von Mercedes ist sein serienmäßiger Hinterradantrieb. Erst mit der aktuellen Baureihe (ab 2018) führte Mercedes auch einen Frontantrieb für die kleineren Ausführungen ein. Damit ist der Sprinter auch für Camper interessanter geworden. Denn nun führt keine Kardanwelle mehr ins Heck. Die Folge ist ein geringeres Gewicht und somit mehr Zuladung.
VW Crafter
Die 1. Generation des Crafters (BJ bis 2016) wurde in Kooperation mit Mercedes entwickelt und ist baugleich mit dem Sprinter. Mit der 2. Generation (BJ ab 2017) nahm Volkswagen die Entwicklung selbst in die Hand. Seitdem ist der Kastenwagen wahlweise mit Front-, Hinterrad- oder Allradantrieb erhältlich. Neben dem Dieselmotor gibt es auch einen Elektroantrieb mit 136 PS. Mit 2,5 Tonnen fällt das Leergewicht des e-Crafter allerdings um 500 Kilo höher aus, als das der dieselbetriebenen Ausführung. Selbstausbauer sollten daher beim Verbrenner bleiben.
Ford Transit
Der Name Transit steht bei Ford sowohl für Kleinbusse als auch Kastenwagen. Damit bietet der Ford Transit eine breite Auswahl unterschiedlicher Radstände, Gewichtsklassen und Dachhöhen. Der Transit Kastenwagen besitzt einen Laderaum mit vier Metern Länge und eine Nutzlast von über 2,3 Tonnen (bei 5 Tonnen Gesamtgewicht). Damit eignet sich dieser Transporter für Selbstausbauer, die ein geräumiges Fahrzeug mit viel Zuladung suchen. Die kleinen Ausführungen des Transits vertreibt Ford unter dem Namen Custom.
Fazit: Große Auswahl, nicht immer kleine Preise
Ob kleiner oder großer Campingbus: die Auswahl an geeigneten Basisfahrzeugen für Selbstausbauer ist umfangreich. Neben dem Anschaffungspreis sind vor allem Größe und Zuladung für die Wahl des optimalen Vans entscheidend.
Sollen die Kosten für den Selbstausbau nicht ins Unermessliche steigen, kommt als Basisfahrzeug eigentlich nur ein Gebrauchtwagen in Frage. Die Kaufpreise orientieren sich dabei stark am Zustand des Busses. Das heißt: umso günstiger der Fahrzeugpreis, umso mehr Restaurierungsarbeit und damit auch zusätzliches Geld musst du hineinstecken.
Als Geheimtipp unter Selbstausbauern gelten ausgediente Dienstfahrzeuge von Polizei, Feuerwehr und Bundeswehr. Denn diese unterliegen engen Wartungsintervallen und sind somit trotz langer Dienstzeiten in gutem Zustand. Da Behörden Wert auf ein makelloses Erscheinungsbild legen, werden selbst kleinste Beschädigungen umgehend und mit Originalteilen repariert. Ehemalige Einsatzfahrzeuge kannst du über spezielle Auktionen der Generalzolldirektion oder über das Unternehmen Vebeg ersteigern bzw. kaufen.