Hier siehst du alle Stopps, die Silke und Benjamin während ihrer Türkei-Reise eingelegt haben.
Hier siehst du alle Stopps, die Silke und Benjamin während ihrer Türkei-Reise eingelegt haben. © Fritz Berger

Türkei als ideales Wohnmobil-Land

Wenn jemand erzählt, dass er in der Türkei Urlaub macht, kommen einem sofort Bilder von riesigen Hotelanlagen, Rutschenparks und Strandliegen in den Kopf. Dass die Türkei so viel mehr zu bieten hat als Massentourismus, wollten wir mit unserem Wohnmobil erleben. Auf unserer Reise entdeckten wir die schönsten Strände, wurden von den gastfreundlichsten Menschen empfangen und aßen das beste Essen. Wir haben die Türkei als ideales Wohnmobil-Land erfahren und möchten unsere Erfahrungen gerne teilen.

An diesen Stationen haben Silke und Benjamin im ersten Teil der Türkei-Reise Halt gemacht.
An diesen Stationen haben Silke und Benjamin im ersten Teil der Türkei-Reise Halt gemacht. © Fritz Berger

Anreise - mit dem Wohnmobil über den Balkan in die Türkei

Eine Einreise in die Türkei ist für deutsche Staatsbürger bei einer maximalen Aufenthaltsdauer von drei Monaten ohne Visum möglich. Für die Einreise reicht der Personalausweis. Für das Fahrzeug benötigt man den Fahrzeugschein und die grüne Versicherungskarte (das Land Türkei darf auf dieser nicht durchgestrichen sein). Wir haben zudem bei der Versicherung nachgefragt, ob auch der asiatische Teil der Türkei mit inbegriffen ist.

Auf der Fahrt durch den Balkan
Auf der Fahrt durch den Balkan © Fritz Berger

Wer über den Balkan anreist, muss im Sommer immer etwas Zeit für die Grenzübergänge einplanen. Man kann Glück haben, aber vor allem an größeren Grenzübergängen kann sich der Verkehr stundenlang aufstauen.

Für die Anreise mit dem Auto oder dem Wohnmobil sind drei Wege möglich. Die kürzeste Anreise erfolgt über die ehemalige „Autoput“ durch Serbien und Bulgarien. Bis zum Grenzübergang Edirne in der Türkei sind es aus Süddeutschland rund 1800 Kilometer. Die Straße ist gut ausgebaut, aber recht langweilig.

Eine Alternative stellt die Strecke über Ungarn, Rumänien und Bulgarien mit etwa 2000 Kilometer dar. Die Route ist zwar etwas länger, allerdings verlässt man bei diesem Weg die EU bis zur Türkei nicht, was Vorteile an den Grenzen haben kann (aber nicht muss). Zudem hat man auf diesem Weg durchgängig Internet durch EU-Roaming, was ein großer Vorteil ist, wenn man, wie wir, mit Google Maps navigiert.

Endlich wieder ans Meer! Wir nahmen die extra Kilometer gerne in Kauf.
Endlich wieder ans Meer! Wir nahmen die extra Kilometer gerne in Kauf. © Fritz Berger

Mit rund 2100 Kilometern ist ist die Anreise über Serbien, Nordmazedonien und Griechenland mit Grenzübergang Ipsala noch etwas länger. Hier verlässt man die EU ab Serbien und muss einen weiteren Grenzübergang passieren. Allerdings kann man auf diesem Weg noch ein bisschen Griechenland genießen und einen Teil der Strecke am Meer entlangfahren. Wir sehnten uns nach dem Meer und entschieden uns deshalb für die zuletzt beschriebene Route.

Das Minicamp Belgrad befindet sich im Garten einer netten Familie.
Das Minicamp Belgrad befindet sich im Garten einer netten Familie. © Fritz Berger

Mit Übernachtungen in Österreich am Strandcamping Fenningerspitz, in Slowenien auf dem Stellplatz Therme Dobova (N 45° 53' 47.4", E 15° 39' 12.95"), in Serbien auf dem Minicamp Belgrad und in Nordmazedonien auf dem Weingut Queen Maria (N 41° 24' 51.86", E 22° 14' 4.41"), erreichten wir die griechische Grenze nach vier Nächten. Wir können all unsere Zwischenübernachtungsplätze weiterempfehlen.

Nach der langen Anreise erholten wir uns ein paar Tage direkt am Strand.
Nach der langen Anreise erholten wir uns ein paar Tage direkt am Strand. © Fritz Berger

Nachdem wir Griechenland erreichten, stärkten wir uns mit Pita Souvlaki aus einem Foodtruck und düsten weiter ans Meer. Die erste Nacht verbrachten wir direkt am Strand bei Orfano. Da die Kinder Lust auf einen Badetag hatten, blieben wir noch zwei weitere Nächte in Griechenland auf dem Campingplatz von Alexandroupolis, ebenfalls direkt am Meer.


Einreise in die Türkei

Nachdem wir uns ausreichend von der Anreise erholt hatten, stand unser nächstes großes Abenteuer bevor. Wir fuhren endlich in Richtung Türkei. An der türkischen Grenze bei Ipsala mussten wir eine ganze Weile warten, letztendlich lief die Einreise jedoch problemlos.

Nach etwa 2100 Kilometern erreichten wir endlich die Grenze der Türkei.
Nach etwa 2100 Kilometern erreichten wir endlich die Grenze der Türkei. © Fritz Berger

Direkt am Grenzübergang holten wir uns eine Sim-Karte von Turkcell (40 GB für 50 Euro, angeblich gibt es abseits der Grenze bessere Angebote) und fuhren in die nächstgrößere Stadt, um dort etwas zu essen, türkische Lira abzuheben und einzukaufen. Nachdem wir uns mit leckeren Pide, eine Art türkische Pizza, und Köfte gestärkt hatten, suchten wir uns einen Schlafplatz.


Camping in der Türkei

In der Türkei ist der Camping-Boom mittlerweile auch angekommen. Während jedoch in beliebten Campingländern, wie Italien oder Spanien, ein Wohnmobil neben dem nächsten steht, ist es in der Türkei noch vergleichsweise einsam. Es gibt einige Camping- und Stellplätze mit entsprechender Infrastruktur, wobei diese oft sehr einfach gehalten ist. Zudem sind Freistehen und Wildcamping erlaubt und es gibt nur wenige Einschränkungen und Verbotsschilder. Viele Plätze, die sich eignen, sind bei park4night verzeichnet. Wir nutzten zum Wassertanken die zahlreichen Quellen oder Wasserstellen an Moscheen und auch öffentliche Toiletten finden sich immer wieder.

An Moscheen und Quellen konnten wir frisches Wasser tanken.
An Moscheen und Quellen konnten wir frisches Wasser tanken. © Fritz Berger

Am Anfang fühlten wir uns noch etwas unsicher bei der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Wir fuhren auf Gut Glück eine steile Straße zu einem abgelegenen Strand in der Nähe von Güneyli herunter und parkten in der Nähe einiger Restaurants. Unsere Unsicherheit wurde uns sofort genommen, denn sobald wir die Tür unseres Wohnmobils öffneten, kam uns ein freundlicher Türke entgegen, der uns herzlich begrüßte, uns willkommen hieß und gleich sagte, dass der Platz sich gut zum Übernachten eigne. Es waren auch einige andere Camper mit Zelt und Wohnwagen anwesend. Wir gingen in eines der nahegelegenen Restaurants und ließen uns zum Abendessen mit leckeren Speisen verwöhnen.

Das Essen in der Türkei begeisterte uns!
Das Essen in der Türkei begeisterte uns! © Fritz Berger

Von Europa nach Asien

Die Nacht war dann leider relativ unruhig, da wir von Mücken aufgefressen wurden. Am Morgen gingen wir ans Meer zum Baden und fuhren nach dem Frühstück weiter in Richtung Gelibolu. Hier legt die Fähre ab, die die Dardanellen, die Meerenge zwischen dem europäischen und asiatischen Kontinent, überquert. Seit letztem Jahr gibt es zwar auch eine Brücke, aber die Fährfahrt kostet mit 6 Euro nur die Hälfte und machte uns viel mehr Spaß. In etwa 25 Minuten brachte uns die Fähre auf die andere Seite, dann hatten wir es endlich geschafft: Wir waren mit unserem Wohnmobil bis nach Asien gefahren!

Die kleine Fähre bringt uns von Europa nach Asien. Im Hintergrund sieht man die neu erbaute Çanakkale Brücke.
Die kleine Fähre bringt uns von Europa nach Asien. Im Hintergrund sieht man die neu erbaute Çanakkale Brücke. © Fritz Berger

Wir fuhren weiter bis in die Großstadt Çanakkale und parkten unser Wohnmobil auf dem Parkplatz der Markthalle. Wir deckten uns erstmal mit frischem Obst und Gemüse ein, bevor wir die Stadt erkundeten. Dort war es heiß, laut und trubelig, trotzdem hat uns die Stadt gut gefallen.

Frisches Obst und Gemüse kauften wir auf Märkten ein.
Frisches Obst und Gemüse kauften wir auf Märkten ein. © Fritz Berger

Eigentlich wollten wir uns nach der Stadtbesichtigung die Ausgrabungsstätte von Troja anschauen, da aber das Trojanische Pferd gerade renoviert wird, verzichteten wir darauf und fuhren direkt weiter zum Altin Camp. Der Campingplatz ist einer der ältesten in der Türkei und liegt direkt in einem Pinienwald am Strand. Es war überraschend viel los, aber es wurde noch ein Platz für uns gefunden und wir konnten uns endlich bei einem wunderschönen Sonnenuntergang im Meer abkühlen.


Olivenbäume soweit das Auge reicht

Am Morgen darauf fuhren wir weiter an der Mittelmeerküste entlang. Wir wollten heute die hübsche Kleinstadt Ayvalik anschauen, hier befindet sich das größte Olivenanbaugebiet der Türkei. Aus den zahlreichen Oliven werden die besten Olivenöle gepresst. Wir hielten bei Özgün, einem bekannten Olivenölhersteller, und konnten uns hier durch das vielfältige Sortiment probieren und einkaufen. Danach schauten wir uns die Stadt Ayvalik an und aßen dort das bekannteste Streetfood der Stadt: den Evi Toast, ein Sandwich belegt mit Käse, Suçuk und Essiggurken.

In der kleinen Bucht bei Tepeçik konnten wir direkt am Strand stehen.
In der kleinen Bucht bei Tepeçik konnten wir direkt am Strand stehen. © Fritz Berger

Da wir die Metropolregion Izmir meiden wollten, fuhren wir noch ein ganzes Stück weiter und landeten bei Tepecik auf einem Parkplatz direkt am Meer. Wir konnten unser Wohnmobil direkt am Strand parken und am Abend noch lange das Meeresrauschen genießen.


Baden in einer Baumwollburg

Am nächsten Tag genossen wir unseren Platz noch eine Weile und gingen baden. Erst mittags fuhren wir weiter. Wir machten einen Abstecher ins Landesinnere, um uns eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Türkei anzuschauen: Pamukkale. Während der Fahrt kletterte das Thermometer auf über 42 °C. Wir erreichten Pamukkale erst am späten Nachmittag und zogen sofort schwitzend los, um die bekannten weißen Terrassen anzuschauen. Pamukkale bedeutet Baumwollburg. 35 °C warmes Thermalwassern fließt aus den Quellen herab und bildete so über Jahrtausende die weißen Kalksinterterrassen. Während der Massentourismus einst das Naturspektakel fast zerstört hätte, wird heute wieder mehr Wert auf dessen Erhaltung gelegt. In den eigentlichen Becken darf heute nicht mehr gebadet werden, dafür stehen künstlich angelegte Becken mit Thermalwasser zur Verfügung. Außerdem darf die Sehenswürdigkeit nur barfuß an ausgewiesenen Stellen betreten werden. Auch die Hotels, die früher ihr Abwasser den Hang hinabfließen ließen, sind mittlerweile verschwunden. Der Eintritt betrug bei unserem Besuch 700 TL pro Person, was umgerechnet etwa 24 Euro sind, dabei ist der Zutritt zur Ausgrabungsstätte Hierapolis, die an die Kalkterrassen anschließt, mit inbegriffen. So weit sind wir allerdings nie gekommen. Die Kinder hatten zu viel Spaß daran, im knietiefen warmen Wasser zu planschen und sich mit Matsch einzureiben. Dafür wurden wir mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt, der vom Ruf des Muezzins begleitet wurde. Eine Atmosphäre, die wir nie vergessen werden!

Der Sonnenuntergang in Pamukkale war ein besonderes Erlebnis.
Der Sonnenuntergang in Pamukkale war ein besonderes Erlebnis. © Fritz Berger

Die Nacht verbrachten wir auf dem Parkplatz von Pamukkale. Früh am Morgen wurden wir von einem seltsamen Geräusch geweckt. Wir zogen die Rollos auf und sahen, dass direkt vor unserer Nase ein riesiger Heißluftballon aufgeblasen wurde. Müde öffneten wir auch die anderen Rollos. Der ganze Parkplatz war voll mit Heißluftballons, die je 16 Gästen einen unvergesslichen Blick auf Pamukkale bei Sonnenaufgang bieten sollten. Schnell zogen wir uns etwas über und sprangen nach draußen, um uns das Spektakel anzusehen.

Zahlreiche Heißluftballons schwebten über uns und unserem Wohnmobil.
Zahlreiche Heißluftballons schwebten über uns und unserem Wohnmobil. © Fritz Berger

Es dauerte nicht allzu lang, bis beim ersten Ballon das Feuer angemacht wurde. Wir schauten fasziniert zu, wie sich der Ballon aufrichtete und über unserem Wohnmobil davonschwebte. Auch von anderen Parkplätzen starteten insgesamt etwa 30 Ballons, sodass der ganze Himmel voll war – ein unglaublicher Anblick! Nach etwa einer Stunde kehrte wieder Ruhe ein und wir schlüpften zurück ins Bett. Als wir nach zwei Stunden wieder aufstanden, waren wir wieder alleine auf dem Parkplatz. Wir frühstückten und brachen auf.

In der Kaklik Tropfsteinhöhle kann man ähnliche Kalksinterterassen wie in Pamukkale bewundern.
In der Kaklik Tropfsteinhöhle kann man ähnliche Kalksinterterassen wie in Pamukkale bewundern. © Fritz Berger

Bereits nach kurzer Fahrt erreichten wir die Kaklik Höhle. Für etwa 50 Cent Eintritt konnten wir die kleine Tropfsteinhöhle besichtigen, die ähnliche Travertin-Formationen aufweist wie Pamukkale, allerdings unter der Erde. Wir waren nahezu alleine dort und entdeckten bereits am Parkplatz viele Wasserschildkröten und Frösche in einem Teich. Ein Holzsteg führte uns schließlich in die feuchte und heiße Höhle, von deren Decke es nur so tropfte. Wir bewunderten die unterirdischen Formationen, einen Wasserfall und einen paradiesischen See. Danach fuhren wir weiter zum Salda Gölü.


Fortsetzung folgt...